Paul

Eierhelm und Wundersteine

Singen dienstlich

Wenn Polizeihauptkommissar Heinz Gerd Fleuren im Dienst das Singen anfängt, hat er weder von seiner plötzlichen Beförderung erfahren noch von einer Gehaltserhöhung — der Mann singt von Dienst wegen vor Publikum, und letzteres ist in der Regel begeistert. Ob das mehr am Gerd liegt oder an Paul, seinem tierischen Kollegen, ist am Ende schwer zu sagen ...

Fleuren ist beim Kommissariat Vorbeugung tätig und derzeit 'On Tour'. Bis Mai heißt das: Täglich mindestens zwei Vorstellungen für Vorschulkinder oder Erstklässler in Sachen Verkehrserziehung, denn auch für verkehrstechnisches Grundwissen gilt: Was Hänschen nicht lernt ...

Das Huckepackverfahren

Damit die Verkehrserziehung für die Kleinen nicht zur langweiligen Lehrveranstaltung wird, hat Fleuren sich einiges einfallen lassen. Zum Beispiel die Sache mit dem Koffer. Im Koffer steckt Polizeihund und Gerd-Kollege Paul. Keine Bange: Paul ist nur aus Stoff, und der Koffer ist sein Schlafzimmer. Die Kinder wollen Paul sehen, aber der Koffer geht so einfach nicht auf — man muss eine Zahlenkombination kennen. Einseinsnull heißt das Zauberwort. Und mit der Aussicht, möglichst schnell Pauls Bekanntschaft zu machen, ist die Rufnummer schnell gelernt — es funktioniert nach dem Huckepackverfahren. Die wichtige Information steckt gleich hinter dem Spaßfaktor.

Ohne Stimmung kein Erfolg

Für das Publikum ist Fleuren nicht der Herr Hauptkommissar: "Ich bin der Gerd", begrüßt er die Rasselbande. Auf der Bühne: Gerd, ein Pappauto, ein Kasperltheater, Wundersteine und die Unterhaltungselektronik. Die wird gebraucht, denn: Ohne Stimmung kein Erfolg. Der Gerd singt vor — die Kinder singen nach, und natürlich steckt in jedem der Lieder eine Botschaft. Schnallst du dich im Auto auch immer an? Wie gehst du sicher über die Straße? Was muss dran sein an einem verkehrstüchtigen Fahrrad? Was zieht man an einem dunklen Tag am besten an, um auf der Straße gut gesehen zu werden? Wo ist, bitte schön links, und wo ist rechts? Was hat ein Ei mit einem Fahrradhelm zu tun? Beginnen wir mit der Klärung der zuletzt gestellten Frage. 

Ei und Kindskopf

Fleuren erklärt den Kindern, dass ein Ei ganz schön viel mit einem Kinderkopf zu tun hat. Beide nämlich sind sehr empfindlich. Experiment gefällig? Bitte sehr! Ein Ei mit Helm — das gibt's natürlich nur bei Paule und Gerd — fällt  aus einem knappen Meter Höhe in eine Glasschüssel  und ... überlebt. Nicht schlecht. Dann wird das Ganze ohne Eierhelm wiederholt, das Ergebnis: Rührei. Wenn das jetzt ein Kinderkopf gewesen wäre ... Man sieht den Kleinen an, dass sie es augenblicklich nachvollziehen können: Ein Fahrradhelm ist eine ziemlich gute Sache.

Geld sparen

Und dann die Tricks im Umgang mit den beratungsresistenten Eltern. Gerd und Paul erklären — hinter vorgehaltener Hand — wie man schnell eine Menge Geld machen kann."Wenn Mama oder Papa sich beim Autofahren nicht anschnallen, dann kassiert Ihr fünf Euro und erklärt Euren Eltern, dass sie gerade Geld gespart haben", verrät Gerd den staunenden Zuhörern. "He?" Fünf Euro ausgeben hat doch mit Sparen nix zu tun? Oder? "Doch", erklärt Gerd weiter, „denn ohne Sicherheitsgurt zu fahren, kostet 30 Euro Strafe." Nun denn, liebe Eltern: Aufgepasst fürderhin: Die Kleinen werden von ihrem Wissen Gebrauch machen.

Abseits dieser finanztechnischen Unterweisung ist die gute Stunde, die Gerd, Paul und die Kinder zusammen verbringen, ein echtes Vergnügen. Für die Sache mit 'links' und 'rechts', die bekanntlich nicht einfach zu lernen ist, haben Gerd und Paul Wundersteine mitgebracht. Jedes Kinde bekommt einen Stein, und der wird — morgens beim Anziehen — in die linke Hosen-, Jacken- oder Rocktasche gesteckt. So wissen die Kleinen beim Überqueren der Straße, wohin sie zuerst schauen sollen. Natürlich haben Paul und Gerd auch zu diesem Thema ein Lied im Gepäck. Das singt der Gerd mal eben vor, und die Kinder helfen dann beim Refrain.

Gescheckt nach Hause

Nach der Unterweisung gehen alle gescheckt nach Hause, denn Paul und Gerd haben aus jedem Kind ein Ampelmännchen gemacht. Ein roter Punkt auf der Stirn, ein gelber auf der Nase, ein grüner am Kinn — so verlassen die frisch Geschulten die Vorstellung und dürfen zum Abschied dem Stoffpaule die Kralle schütteln. Und keine Angst: Die Ampelfarbe kann zu Hause leicht abgewischt werden. Tschüss Kinder. Tschüss Paul.    



Heiner Frost
Erstellt: 18.03.2007, letzte Änderung: 18.03.2007