Locken

Lothar muss das jetzt loswerden. Er hat doch von dieser Frau erzählt: Hilde. Mutter mal drei. Und die verliebt sich ihn. Ausgerechnet in ihn. Für einen Frauenheld hält sie ihn. Ausgerechnet ihn. Er sagt doch immer gleich als erstes, dass er verheiratet ist und nicht zur Disposition steht. Und das stimmt doch auch. Und ich - ausgerechnet Franz muss ihm sagen, dass das seinelothars beste Masche ist. Klar sagt Franz ihm das. Auch die Wahrheit kann eine Masche sein.Das muss Franz ihm doch wohl nicht sagen. Hilde jedenfalls ist gleich am dritten Tag über ihnlothar hergefallen. Wie ausgehungert. Rükhaltstlos hat sie ihn beansprucht. Sowas hat es lange nicht gegeben. Und Hilde steht über den Dingen. Hat erlothar gedacht. Die lebt zwar in einer Auslaufehe - aber sie wird ihm nicht kommen mit diesem ganzen Scheiß: von wegen ichlassmichscheidenundso.  Dann beginnen die Telefonschlachten. Und schon nach dem dritten Mal zwischen den Kissen bekommt sie diesen Blick, dass er gleich weiß: jetzt wird es ernst. Nur noch ihn will sie. Sie will ihn ganz. Und ihren Robert - den wird sie zum Mond schießen. Der kann nicht mehr landen bei ihr. Jetzt nicht mehr. Der hat sie mit vier Kindern zwölf Jahre lang gehalten wie eine Gefangene. Gestillt und geputzt hat sie. Und Robert hat gearbeitet. Schluss jetzt damit. Ein für allemal. Jaja - erlothar weiß, dass Franz das gleich gesagt hat: jedesmal endet es so. Aber er hat das nicht glauben können. Und jetzt beendet Hilde die Beziehung mindestens einmal im Monat. Immer samstags. Letzte Woche hat sie aber die Beziehung dann plötzlich dienstags beendet. Ein Schwein ist erlothar. Sie wird mit seiner Frau sprechen. Sie wird für eine Ehe zu dritt plädieren. Sie wird das durchsetzen. Sie setzt alles durch. Da hat Lothar dann gesagt, dass es so niemals kommen wird. Und siehilde hat gleich die Beziehung beendet. Ihre Locke soll er ihr in einer Plastiktüte an die Türklinke hängen. Wenn er die Locke hinhängt, weiß sie, dass er das Ende will. Und er packt die Locke in eine Tüte - am nächsten morgen - und hängt sie an die Klinke. Da geht die Tür auf. Hilde reißt ihn in die Wohnung. Es dauert keine drei Minuten, und alle Enden laufen in ihr zusammen. Als er fährt, muss er die Locke wieder mitnehmen. Nie mehr soll sie ihn dienstags anrufen und eine Beziehung beenden. Samstags ist okay. Dienstags nicht.  


Heiner Frost
Erstellt: 11.05.2002, letzte Änderung: 24.07.2005